Donnerstag, 26. November 2009

Wanderung: Umgebung Girardot II

Teil II:



Guillermo, der Freizeitbergfuehrer und Umweltschuetzer. Angenehmer Begleiter.
















Wanderung: Umgebung Girardot I

In der letzten Woche lernte ich einen jungen Mann Namens Guillermo kennen, der in seiner Freizeit Wanderungen unternimmt. Am Sonntag vor zwei Wochen waren wir nicht weit von Girardot (10 Minuten mit dem Motorrad) in den „Bergen“, quasi die Auslaeufer der oestlichen Andenkodillere. Sehr beeindruckend fand ich, dass der (Ur)Wald direkt vor unserer Nase liegt - und ich bis jetzt noch nicht viel davon mitbekommen habe. Folgende Bilder sind dort entstanden:







ein traumhafter Weg durch den Wald





In den Waeldern dieser Erhebungen sind die Fotos entstanden.



Kuhherde. Charakteristisch ist der Buckel und die helle Farbe. Mit solchen Tieren verdient auch meine Gastfamilie ihr Geld.


Die "Nuturrutsche"

Tagesausflug: Bogotá

Es ist zwar „lediglich“ ein Tagesausflug nach Bogota, die Hauptstadt Kolumbiens, doch meiner Ansicht nach durchaus einen Blogeintrag wert.
Der Tag began um 3:30. Ich stand fruehzeitig auf, um mich mit einem guten Freund Namens Juan Camilo, der einen Termin in Bogota hatte am Bus-Terminal zu treffen. Auch wenn es erst 4:30 war wurden wir am Busbahnhof empfangen wie von Marktschreiern. „BOGOTABOGOTABOGOTA, 13mil13milBOGOTA“. Es geht um jeden einzelnen Kunden. Wir liessen uns also auf ein „Angebot“ ein und stiegen in einen schon gut besetzten Bus. Auf unserem Ticket stand eine andere Stadt und der Betrag von 9.000 statt 13.000. Als wir nachfragten, wurden wir jedoch kommentarlos weitergelotst. 4.000 sind also der Steuerhginterziehung oder Korruption zuzuschreiben. Auch gab es keine konkrete Abfahrtszeit. Wir hatten jedoch Gleuck und fuhren gleich nachdem wir eingestiegen waren los. Die Fahrt war herrlich. Ich war froh endlich mal einen „Ausflug“ machen und aus der Stadt und dem Alltag ausbrechen zu koennen. Wir fuhren die enge Bergstrasse in Schlangenlinien hinauf in die oestliche Andenkodillere und sahen zu wie die Sonne hinter den Bergen langsam zum Vorschein kam und die eben noch teifschwarz bewaldete Landschaft erleuchtet und Stueck fuer Stueck in ihrem satten Gruen erscheinen liess. Mit der Nacht liessen wir auch die warme Temperatur hinter uns. In Bogota stiegen wir aus uns es war angenehm frisch. Zum ersten Mal wahrend meines Aufenthaltes brauchte ich meinen Pulli;) Zunaechst besuchten wir die Schwester von Juan mit ihrem wenige Monate altem Baby in ihrer Wohnung, wo wir ein reichhaltiges Fruehstueck bestehend aus Ruehrei mit Reis sowie fritierte Platano (ahnelt Banane) und Cafe. Danach erkundigten wir uns noch einige Adressen und Busverbindungen erklaeren und machten uns auf den Weg; wir hatten noch viel vor. Zuerst versuchten wir zur Deutschen Botschaft zu gelangen. Wir warteten also auf die richtige Buslinie und stiegen ein. Fuer 1200 statt 1000 wie in Girardot:P Die mehrspurige Stadtstrasse war ueberwaeltiend, jedoch ebenso abstossend. Ein Auto ( oder Bus oder LKW) reihte sich an das andere und teilweise hatte die Strasse 8 Spuren. Jeweils 2 mittig, dann eine auf jeder Seite aussen fuer Fahrzeuge, die demnaechst abfahren und ganz aussen eine Trasse nur fuer Linienbusse, Krankenwagen oder Polizei. Es herrschte ein unglaublicher Laermpaegel, von der Kontamination mal ganz abgesehen.
Nach etwa 20 Minuten Fahrt merkten wir, dass sich Juan mit der Adresse verlesen hatte. Es war zwar ungefaegr richtig, do ch ein paar Strassen weiter. An sich nicht schwierig, doch wir waren schliesslich in einer knapp 10 Millionen-Einwohner-Stadt. Das bedeutete, das wir in einen anderen Bus umsteigen und in eine andere Richtung ebenfalls noch einmal eine halbe Stunde fahren mussten. Nachdem uns dann 3 verschiedene Leute 3 verschiedene Wege zum Botschaftsgebaeude erklaert hatten, kamen wir endlich an. Wir wollten lediglich Formulare fuer die Beantragung eines Visums fuer einen Freund besorgen. Dies war gleich in der Eingangshalle gleich hinter der ersten Tuer moeglich, trotzdem befand ich mich in der Bundesrepublik Deutschland, wie ich in goldenen Lettern ueber dem bekannten Adler an der Wand lesen konnte, wenn auch nur fuer ein paar Minuten. Und deutsch hat dort auch niemand gesprochen.
Danach ging es weiter (wieder per komplizierter langwieriger Busfahrt) zu dem Sitz der Krankenviersicherung von Juan. Erst wollte uns der Herr, der versuchte die wartende Menschenmasse in den Griff zu kriegen wieder nach hause schicken, da an diesem Tage zu viel Andrang sei. Ihm war es egal, dass wir mehr als 3 Stunden Anfahrt hatten. Nach einer kompliziert-stupiden Diskussion kamen wir dann doch endlich in den Wartesaal. Die laufenden Nummern waren grade bei 69 angekommen – und wir zogen die 139... wir warteten 10 Nummern=eine halbe Stunde um uns auszurechnen wann wir ungefaehr dran kommen. Wir gingen also in den 3,5 Stunden Wartezeit den Platz Bolivar besichtigen und assen Empanadas. Rechtzeitig zurueck kamen wir dann auch bald dran, ich merkte schon langsam die Muedigkeit in den Knochen sowie in den Augen. Wir waren schon eine ganze Weile auf den Beinen, doch es lag noch viel vor uns.
Wir machten uns auf den Weg zu dem groessten Einkaufszentrum fuer Elektronikartikel in Bogota. Ich wollte mir naemlich einen Laptop kaufen. Die Sache schien jedoch nicht so einfach wie erwartet. Das Einkaufszentrum bestand aus hunderten kleinen Einzelgeschaeften, die alle irgendwo das gleiche (naemlich Laptops und Computer plus Zubehoer) verkauften, aber doch irgendwie alle anders waren und unterschiedliche Preise hatten. Ich als Europaeer, der es gewohnt ist in einem grossen Laden die gesamte Produktpalette vor den Augen zu haben um in Ruhe alle Modelle zu vergleichen war somit etwas ueberfordert. Wir gingen in den einen oder anderen Laden, erkundigten uns ueberall nach dem gleichen doch merkten schnell, dass es keinen Sinn machte in dieser Art und Weise alle Laeden abzusuchen um die Preise und Angebote zu vergleichen. Bei der grossen Anzahl der Laeden auch undenkbar. Zum Glueck hatte ich von Elisabeth aus Girardot einen Kontakt bekommen, bei dem ich mich daraufhin meldete. Es war eine Frau, die eines dieser kleinen Fachgeschaefte besass. Nach einer Weile wurden wir fuendig. Die Freundin von Elisabeth war zwar nicht da, doch man erwartete uns schon freundlichst und kannte unsere Namen. Elisabeth hatte (mal wieder) klasse Vorarbeit geleistet. Und ich musste zugeben, dass es in mancher Hinsicht von Vorteil ist, sich auf die Angebote und Ratschlaege der Einheimischen einzulassen. Ich konnte also ganz genau erklaeren, was ich mir vorstellte und mir wurden verschiedene Modelle unn Preise praestentiert. Ich entschloss mich schliesslich fuer ein Modell, der Berater begleitete mich zum Geldautomaten, ich bekam Rechnung, Garantieschein, Besitzschein und die noetige Software installiert. Alles optimal. Ich war sehr zufrieden. Jetzt hiess es nur noch, den Laptop heil und ohne Raubueberfall nach Hause zu transportieren. Ohne Karton verstaute ich ihn unauffaellig in meinem Rucksack um keine Gefahr zu laufen (kolumbianisch umgangssprachlich: „No dar papaya“). Vorbei an den Markschreiern, die fast schon belastigend vor dem Zentrum illegal „gezogene“ Software jeder Art verkauften, stiegen wir also mal wieder in einen Bus um zu Juans Schwester zu fahren, zu essen und dann den Bus nach Hause zu nehmen. Es war grade 17:00 und ich stellte mir vor, oder besser bildete mir ein, dass wir dann so gegen 9 oder 10 zu Hause sein koennten. Ich machte mir schon etwas Sorgen, nicht um uns aber um die AFS „Verantwortlichen“ die uns geraten haben am besten gegen 7 oder 8 zu Hause zu sein. Der PC-Kauf hat jedoch viel Zeit gekostet und so ging es eben nicht anders.
Leider gerieten wir mitten in den abendlichen Berufsverkehr und brauchten fuer eine Strecke, die normalerweise vielleicht 20 Minuten dauert, sage und schreibe 2 Stunden und 30 Minuten. Ich dachte, es waere ein Witz, als Camilo beim Einsteigen schon ankuendigte, es koennte „schon so 45 Minuten dauern.“ Ich fing schon an mir Sorgen zu machen, dass wir noch spaeter nach Hause kommen wuerden, doch die Situation liess sich nicht aendern. Wir fuhren also eine halbe Ewigkeit in einem kleinen heissen, mit Menschen vollgestopften Bus. Besser gesagt wir fuhren ein Stueck und dann standen wir wieder minutenlang. In nicht enden wollenden Autoschlangen. Viele Lichter, viel Laerm, Hitze und Gestank. Die Fahrt war der Horror. Dazu kam noch, dass ich seir geraumer Zeit ungalublich dringend aug die Toilette musste. Ich konnte also nicht mal die wenigen interessanten und schoenen Moment der irgendwo auch recht eindrucksvollen Stadt geniessen, sondern musste mich auf mich selbst konzentrieren. Juan nam die ganze Sache gelassen und schlief irgendwann auf meiner Schulter ein... regelmaessig weckte ich ihn um nachzufragen, wann wir denn aussteigen muessen. Zum einen, weil ich keine Ahnung hatte wo wir uns befanden, zum anderen, weil ich immer noch nicht glauben konnte, dass wir so lange in diesem Bus sitzten muessten. Irgenwann kamen wir endlich an, jedoch stiegen wir aus reinem Uebereifer zwei Blocks zu frueh aus, die wir dann auch noch laufen mussten. Zunaechst erleichterte ich erst einmal meine Blase (in dieser Gegend in einer dunklen Ecke am „Strassenrand“ (ein Kiesstreifen von etwa 20 Metern Breite, die Strassenbeleuchtung reicht also nicht aus um alles zu erlhellen) gar kein Problem...). Wir befanden uns an einer Art Ausgangsstrasse aus Bogota und ich fuehlte mich wieder, als liefen wir neben einer Autobahn her. Bei seiner Schwester angekommen assen wir schnell noch was und stellten uns dann an die Strasse um den Bus abzufagen. Um zum Terminal zu fahren blieb keine Zeit. Wir warteten, und wartetet,...doch der Bus nach Girardot kam einfach nicht. Ich malte mir schon aus wie das Telephongespraech mit meiner Gastmutter wohl laufen wuerde, wenn ich ihr erzaehlen muesste, dass ich heute Nacht spontan in Bogota uebernachte. Irgendwann, es war schon fast 9, nahmen wir dann einen Bus, der in einen Girirdot nahegelegenen Ort fuhr um unserem Ziel schon einmal naeher zu sein. Total erschoepft schlief ich, meinen Rucksack fest umklammert sofort ein. Jedoch recht zusammengequetscht mit viel zu kurzer Kopfstuetze. In dem Nachbarort angekommen stiegen wir aus um auf den Anschlussbnus zu warten. Sofort bezweifelte ich jedoch, dass der Entschluss HIERHER zu fahren gut war. Wir landeten in einem verschlafenem Nest, in dem kaum mehr Leute auf der Strasse waren. Selbst die wenigen Taxifahrer, die unterwegs waren, hatten keine Lust mehr an diesem Abend die 45 Minuten nach Girardot zu fahren. Wir liessen uns deshalb nur an die Hauptstrasse am Ortsausgang bringen um dort auf den Bus zu warten. Es sollte der letzte sein. Und wieder warteten wir. Meine Gedult war schon beinahe am absoluten Ende und ich wollte einfach nur nach hause. Hier in diesem Ort hatten wir nicht mal ein Moeglichkeit zu schlafen, in Bogota gab es wenigstens noch Juans Schwester. Wir suchten eine Kneipe auf um ein Taxi anzurufen, doch genauso wie wir hatte keiner von den Leuten Minuten auf dem Handy. Mit jedem LKW, den wir aus der Ferne fuer den Bus gehalten haben schwand die Hoffnung. Um 11 sollte der letzte Buc kommen. Alle Hoffnung verloren und total genervt und erschoepf kam dann endlich der Bus, 20 Minuten zu spaet. Er nam uns mit und irgenwann kurz nach 12 war ich endlich zu Hause. Wie ich mich gefreut habe, als ich in meiner vertrauten, in der Nacht ruhenden Wohngegend ankam, klingelte, Amparo mir aufmachte und ich nach einem 21-Stunden-Tag in Bogota mit den unterschiedlichsten Gefuehlszustaeden in mein Bett viel.

Nachwort:
Nach 2 Tagen musste ich mich uebigens mit einem eineinhalb-taegigen Anfall von grippeartigen Zustaenden herumschlagen, inklusive Magen-Darmbeschwerden. Ich telephonierte mit Juan und er hatte genau die gleichen Sympthome. Die Empanadas aus Bogota waren trotzdem lecker...

3 Monate rum: Statements

ZWEISCHNEIDIGKEIT

Eine erlebniss- und erkenntnissreiche Zeit in einer fremden Kultur – jedoch die Abwesenheit von wichtigen „Guetern“ und Werten der heimischen Kultur, vor allem aber von wichtigen Menschen.

Schoen WARM bis heiss, dafuer IMMER warm bis HEISS.

Ohne Ankuendigung bricht meine Fahrradgabel waehrend der Fahrt in zwei Teile. Die neue Gabel plus Reparatur jedoch keine 5 Euro.

Viele Obdachlose die den Drogen zum Opfer fallen, doch wenigstens ein paar wenige, die das Angebot der Fundacion nutzen, uns gruessen, nicht mehr betteln, mit uns reden, an sich glauben und sich bessern.

Lustig verzogene Papageien – die leider puenktlich jeden morgen um 6 anfangen sich lautkreischend Schimpfwoerter an den Kopf zu werfen.

Durch Busfahrten zertruemmerte Knie und ein verbeulter Kopf dank „tief“haengenden Vogelkaefiegen, Strebebalken, Lampen, etc. jedoch durch meine europaeische „Uebergroesse“ in fremden oder unangenehmen Situationen das Gefuehl der (Selbst)Sicherheit.

Deckenventilaren: Unverzichtbar, doch ebenso gefaehrlich...
Keine Farbe, kein Geruch, kein Geschmack: Wasser. Jedoch habe ich es noch nie so geschaetzt wie hier.

Eine ruhige Wohngegend, ruhig aber einsam. Und leere Strassen bedeuten Ueberfallgefahr!
Zu wenig freiwillige Mitarbeit um mit der Arbeit hinterherzukommen – trotzdem ein wunderbares Projekt und mit grossem Einsatz geht es trotzdem vorran.

Ein schoener Fluss, sowie abenteuererlicher Urwald – die jedoch vampiraehnlich Muecken mit sich bringen.

Keine festen Preise (Handeln ist „Pflicht“) und man weiss nie, ob man nicht doch einen ueberteuerten Turi-Preis bezahlt hat. Trotzdem kommt man hier bei fast allem so oder so ueberaus guenstig davon.

Eine Mutter, die mich als ihren Sohn vorstellt – und mich auch so behandelt.


...ein paar Statements, die mir spontan eingefallen sind waehrend ich ueber die vergangenen drei Monate nachdachte und die die Zweischneidigkeit dieser ganzen Unternehmung deutlich machen sollen. Ich sehe alles als wichtige Erfahrung und versuche einen passenden Weg fuer mich zu finden.