Montag, 31. August 2009

Tag 5: 29.08.2009 (Samstag) "Die Hacienda"

Nachdem wir lange geschlafen hatten, waren wir auf der Rinderfarm (Hacienda). Dort ist es sehr idyllisch und es gibt sogar einen kleinen Pool. Alles errinerte an einen Exklusivurlaub in einem exotischen Land...ich werde bald anfangen zu arbeiten und somit die andere Seite des Landes/der Gesellschaft kennenlernen, worueber ich ganz froh bin.
Viel habe ich von der Stadt noch nicht gesehen (nur aus der Autoperspektive), doch ich glaube man kann sagen das viele Klischees ueber Lateinamerike hier bestaetigt werden koennen (chaotischer Verkehr, alte Autos, staendiges Gehupe, ueberall Bars und Cafes, Musik, Tanz, etc.) Ich werde darueber und ueber meine Arbeitsstelle berichten, sobald es geht!

Tag 4: 28.08.2009 (Freitag) "Ein langweiliger Nachmittag, eine lange Nacht"

Bis jetzt bin ich noch nicht alleine draussen gewesen. Es scheint nicht unbedingt gefaehrlich zu sein auf der Strasse, aber unser Haus ist rundum eingezaunt. Ich muss mich so bald es geht informieren ueber eventuell gefaehrliche Viertel. Ich denke, dass ich sobald ich arbeite auch in der Stadt unterwegs sein werde. Vor allem kann ich waehrend der Arbeit Leute kennenlernen, sodass ich unabhaengiger werde.Ausserdem habe ich ein Fahrrad zur Verfuegung J mit dem ich dann unterwegs sein werde. Die Hitze ist wirklich enorm. Man kann dem permanenten Schwitzen eigentlich nur durch Nichtbewegen, Ventilatoren und durch kuehle Getraenke etwas entgegenwirken. Trotz der Hitze gibt es hier drei aml am Tag warmes Essen. Zum Fruehstueck meistens Ei mit Schinken und Brot, dann gegen 13/14h warmes Mittagessen und Abends zwischen 7 und 9 warmes Abendessen.
Ich war heute den groessten Teil des Tages alleine. Meine Gastmutte war in Bogota anlaesslich eines Meetings (Rinderbusiness) und mein Gastbruder schaute den ganzen Tag fern. Er begruendete es damit, dass es zur Zeit politisch sehr brisant sei im Lande und deshalb wichtige politische Sendungen liefen. Ich nutzte den Tag um meine ersten Erfahrungen aufzuschreiben...unter anderem das, was ihr hier lest.
Am Abend wollte Felipe mich mit in eine Bar nehmen. Tomke sollte mitkommen. In der Bar trafen wir viele Freunde von Felipe, auch seine feste Freundin war dort. Mein erster Schrecken ueber ihn wurde etwas gelindert, als ich erkannte, dass er viele nette Bekannte und Freunde hatte, die zwar aelter waren als wir, man sich trotzdem mit ihnen „unterhalten“ konnte (sofern es der Wortschatz hergab). Wir waren in 3 verschiedenen Bars. Es gibt hier sehr ueberdurchschnittlich viele Clubs, da Girardot auch als Ausflugsziel/Urlaubsort fuer gestresste Staedter aus Bogota zaehlt. Die Zeit verging schnell und da wir erst um 11 Uhr aufbrachen (Felipe musste auf seine Mama warten, um Geld zu bekommen;) waren wir bis halb 4 unterwegs , als die Lichter in den Bars angingen und Feierabend war. Und jetzt kommt das beste: Am Ausgang des Clubs wurde gratis heisse Suppe verteilt! Die Veranstalter sorgen also tatsaechlich dafuer, dass es ihren Gaesten am naechsten Morgen nicht schlecht geht aufgrund von Dehzdratation und Entsalzung. Sehr geschaeftstuechtigJ.

Tag 3: 27.08.2009 (Donnerstag) "Ich glaube es geht los!!"

Heute wurden Tomke und ich gegen halb zwei von Alberto abgeholt. Er wurde aus Girardot geschickt. Alberto war sehr sympatisch und wir konnten uns mit ihm (unter Wortbruch leidend mit Woerterbuch in der Hand) etwas unterhalten. Wir fuhren durch das veramrmte Suedbogota und aus der Stadt hinaus. Auf einer kurwigen Bergstrasse ging es durch die Anden in das Tal des Rio Magdalena an dem Girardot liegt. Egal wir eng oder kurwig eine Strasse ist, es wird permanent ueberholt. Wenn dann mal Gegenverkehr kommt wird wild gehupt und ausgewichen. Nach etwa 3,5 Stunden waren wir in Girardot und fuhren durch das engste und wuseligste Stadtzentrum, dass ich je gesehen hab. Es ist schwer dies zu beschreiben. Ich werde versuchen Fotos hochzuladen. Ach ja, was ich fast vergessen hatte: Die Temperatur hat sich waerend der Fahrt etwas veraendert. Statt 18 Grad in Bogota waren es hier 38 Grad...unsere Fuesse dampften. Im Afs-Buero (Privathaus) empfing uns ein sehr freundliches altes Ehepaar. Nach einer Weile fuhren wir zu der besagten „Cocktail-Party“, die sich als riesige Benefizveranstaltung der „Fundacion Vida Nueva“, die Organisation fuer die ich arbeiten werde, herausstellte. Von Polizei und Wachleuten abgeriegelt, mit Begruessungskommittee und Abendgaderobe - und wir in Jeans und Shirt, von der Hitze geplaettet und voellig ueberrumpelt. Es wurden uns alle moeglichen Leute vorgestellt, vor allem als meine Gastmutter Tereza eintraf und mich herzlich begruesste stellte sie mir viele ihrer Freundinnen vor, mit denen ich dann auch an einem Tisch sass. Alle schienen sich fuer die „neuen Deutschen“ zu interessieren. Es wurden viele Reden gehalten und Suppe serviert. Dann war die Veranstaltung auch zu Ende. Ich fand die ganze Sache etwas merkwuerdig, da sich die Oberschicht Girardots mit Schmuck und Abendkleid von hohem Zaun und Polizei abgeriegelt trifft und es um die groesste und wichtigste soziale Einrichtung der ganzen Stadt geht, die fuer ein Ende der Armut kaempft... irgendwo absurd.Im Anschluss wurde in einem Restaurant gegessen und unser „Bienvenido“ gefeiert. Ausser das ich mich von Zeit zu Zeit aufgrund der Sprachbarriere etwas unbeholfen fuehlte war es eine angenehme Athmosphaere. Meine Gastfamilie ist sehr herzlich. Sie besteht aus einer 70 Jahre alten Mutter von 5 Kindern. Juengstes Kind und einziger Sohn lebt mit 30 noch zu Hause. Gemeinsam betreiben sie eine Rinderzucht die ordentlich Geld einbringen muss. Wir wohnen in einem wohlhabenden Viertel und die Familie leistet sich neben einem dicken Auto eine Hausangestellte. Diese wurde mir folgendermassen vorgestellt: „Das ist Ambaro. Sie waescht, kocht und putzt hier.“ Es ist sehr gewoehnungsbeduerftig sich von jemandem bedienen zu lassen, vor allem mitzuerleben, wie sie alles fuer Tereza und Felipe macht und definitiv als Mensch einer niederen Klasse angesehen wird. Sie geht beispielsweise ans Telephon, bringt Sachen auf Befehl und isst alleine in der Kueche nachdem wir gegessen haben und bevor sie abwaescht. Ich weis, das ich an dieser Situation nicht viel aendern kann. Ich versuche das Beste draus zu mache, zu helfen in dem Masse, wie ich darf, ihre Kochkunst zu schaetzen und ihre Arbeit zu respektieren. Ausserdem bin ich freunlich zu ihr und habe viele Fragen an sie. Felipe scheint nicht sehr hart im Rinderbusiness mitzuarbeiten. Er liegt meist tagsueber fernsehend im Bett, faehrt rauchend mit dem Jeep durch die Stadt oder trifft sich mit seinen Freunden am Wochenende in Bars waehrend seine Mutter (so glaube ich zumindest) eine sehr tuechtige Geschaftsfrau und demnach acuh viel unterwegs ist. Trotzdem ist mein Gastbruder sehr nett und kuemmert sich um mein Wohlergehen. Auch Tereza kuemmert sich um mich. Sie hat mir ein Fahrrad besorgt (inkl. Helm und Trillerpfeife, falls jemand das Rad klauen will:P) und unterhaelt sich sehr geduldig mit mir.

(Das Bild zeigt Tomke, unseren lustigen Fahrer und mich vor einem abgelegenen "Restaurant" auf dem Weg von Bogota nach Girardot)

Tag 2: 26.08.2009 (Mittwoch) "Buerokratie im kolumbianischen Chaos"

Der zweite Tag in Kolumbien begann damit, dass ich um halb 6 Uhr morgens hellwach im Bett lag. Kein Wunder, in Deutschland war es schliesslich ja auch schon 12:30 Mittagszeit. Doch noch etwas verschlafen stand ich auf und ging durchs Zimmer. Der Boden war etwas feucht kalt, genaugenommen stand ich mit den Fuessen in einer Wasserlache...vielleicht war es doch keine so gute Idee den Kuehlschrank auszustellen, um besser zu schlafen – und das Eisfach konnte abschmelzen...
Der Tag bietet ansonsten viel Langweiliges zu berichten. Ich werde mich kurz fassen. Wir sollten unsere ID-Karte fuer Kolumbien erhalten. Um die noetigen Fotos zu machen fuhren wir mit dem Bus etwa 30 Minuten durch das chaotische Bogota. Wir steckten dauernd im Verkehr fest und blieben ab und zu einfach am Strassenrand stehen, ohne das jemand wusste warum. Wir erreichten dann das etwa 10 (!) Minuten Fusweg entfernte Foto“Studio“. Zu Fuss ging es zur Bank, in der Geld ueberwiesen werden sollte. Die Abgase/der Smog machten einen dermassen fertig, dass ich mit Kopfschmerzen dort ankam (und bestimmt auch schwaerzeren Lungen:P). Zur Beantragung des Passes mussten wir dann noch Ewigkeiten in einem Office warten, Formulare ausfuellen, Fingerabdruecke machen und wieder warten. Es dauerte fast drei Stunden bis wir fertig waren, sodass wir das fuer 15h bestellte Essen im AFS-Buero gegen halb 5 essen konnten.
Es folgte ein ueberfluessiger Sicherheitsvortrag in dem uns berichtet wurde, dass Flugzeuge abstuerzen und Autos verungluecken koennen. Etwas interessanter wurde es, als der Referent, der selbst an einen Veteranen errinerte den Raum verliess.
Am Abend erfuhren Tomke und ich, dass wir am naechsten Tag abgeholt werden sollten. Einen Tag eher als geplant, da in Girardot, unserem Wohn- und Einsatzort eine „Cocktailparty“ stattfinden sollte, so wurde es uns erzaehlt. Den Abend verbrachten wir in einer (sofern ich das ueberhaupt beurteilen kann) fuer Kolumbien recht untypischen Bar („Beer Station“).

Tag 1: 25.08.2009 (Dienstag) "Es ist soweit"

Begleitet von Lars und David machten wir uns auf zu einer langen Reise. Ueber Paris, wo Lisa und Olli zu uns stiessen, sollte es nach Bogota gehen.
Im Flugzeug von Paris nach Bogota erwartete uns zunaechst ein unglaubliches Multimedia-Angebot. Auf einem Bildschirm im Sitz des Vordermanns konnte man Kinofilme, Fernsehserien, Reportagen, Musik die Flugroute oder Spiele anwaehlen. Der Ablenkungsfaktor war sehr gross und so gingen die 11 Stunden mit den gebotenen Medien, Essen und Schlafen schnell vorueber.
Ich war so aufgeregt als wir ankamen und den „Inmigración“-Schildern folgten, dass mir nicht wirklich bewusst war wo ich mich befand. In Kolumbien, der vermeintlichen „Bananenrepublik“ am anderen Ende der Welt.
Nach strengen Passkontrollen und einer Begegung mit einem Deutschen, der uns mit sorgvollen Blicken seine Nummer gab und uns vor Bogota warnte, gelangten wir an die „frische“ Luft wo wir schnell einen gleichaltrigen Freiwilligen von AFS antrafen. Alles Gepaeck war angekommen, also ging es mit dem Bus durch die Stadt zum „Hotel“ neben dem AFS-Buero.
Man hatte nicht wirklich den Eindruck in einem Entwicklungsland/Schwellenland gelandet zu sein. Alles wirkte recht suedeuropaeisch, doch den aermeren Teil der Stadt haetten wir auch noch nicht gesehen, wurde uns gesagt. Trotzdem hatte ich schon Bedenken in unserem Hotel und seiner Umgebung ueberfallen oder beklaut zu werden. Der erste Eindruck war trotzdem positiv. Mir gefiehl das Verkehrschoas (sofern ich nicht selber fahren musste) und die wuseligen Strassen.
Nach einem (bedingt) herzlichen Empfang von AFS-Colombia gab es ein kleines Begruessungskonzert und anschliessend landestypisch (?) Pizza.
Am nicht allzu spaeten Abend liessen wir uns dann in unserem Hotelbetten nieder, zwei Betten, vier Mann und ein laut brummender Kuehlschrank.