Donnerstag, 15. Juli 2010

Resumee Teil 3: "bergab"

Es ging damit los, dass durch heftige Regenfaelle Teile der Mauer einstuerzten, die das Feld umgeben. Viele Pflanzen wurden verschuettet und es mussten riesige Mengen Schlamm und Steine weggeschafft werden. Die eigentliche, produktive Arbeit musste also zurueckgestellt werden. Durch die im Vergleich zu vorher vielen Regentage wurde auch die Arbeit im Matsch unangenehm, sofern es ueberhaupt moeglich war zu arbeiten.
In der Vergangenheit kam es zwar immer wieder zu kleinen Diebstaehlen bei mir auf dem Feld (Vorhaengeschloss, Zange, Schaufel, Wasserhahn,...) auf die ich jedesmal mit einer Verstaerkung der Stacheldrahtverhaue an den kritischen Mauerloechern reagierte. Nun jedoch, da die Mauer an einer Stelle durch den Einsturz wesentlich niedriger war als vorher wurde Nacht fuer Nacht in das Grundstueck eingestiegen. Jeden morgen aufs Neue hiess es erst einmal sondieren, was denn nun wieder fehlt. Der Blick durch das kleine Loch in der Tuer vor dem Aufschliessen liess mich jedes Mal den Atem anhalten: „Waren sie noch da, die teuren Schattennetze??? Zum Glueck, sie sind noch da!!“ Aufatmen. Es fehlten lediglich des oefteren Holzbretter, mit denen die Beete befestigt werden. Auch wenn allein schon der Raub dieser Brette und somit das Zerstoeren der Beete eine Sauerei ist, wenn man bedenkt, dass dort Obst und Gemues angeplanzt wird fuer die Kueche eines Obdachlosenheims, habe ich versucht mich nicht allzusehr zu aergern und konnte weitgehend mit neuen Brettern alles wieder hinbasteln.

So ging es dann eine Zeit lang weiter, nicht so produktiv wie vorher, doch es ging. Irgendwann entdeckte ich dann mit Emma einen Sack gefuellt mit unreifen Ahuyamas (aehnlich unserer Zuccini), der innerhalb des Feldes bereitgelegt wurde um dann wohl in der Nacht abgeholt zu werden. Wir glaubten es nicht, jetzt begannen die Diebe schon uns die unreifen Fruechte wegzuklauen!

Schon von Beginn an wussten wir, man konnte keine Werkzeuge oder teuren Materialien dor lagern, doch wenn jetzt schon die (unreife) Ernte selbst entwendet wird, was beibt dann noch?? Etwas frustriert und zaehneknirschend ging es weiter. Doch es wurde immer schlimmer! Nur kurze Zeit spaeter fehlten einige Bambusrohre, die zur Konstruktion von Beeten fuer verschiedene Privathaeuser gedacht waren. Der Teil des Projektes, der auch ohne das Feld noch weiterleben koennte. Mein Aerger war riesig, ich brachte so schnell es geht die Konstruktion fertig, die ich angefangen hatte und brachte die restlichen Materialien zu Emma nach Hause.

Wie sollte es nun weitergehen?? Die Antwort liess nicht lange auf sich warten.

Als ich naemlich nach einem weiteren Wochenende wieder auf das Feld kam um festzustellen, dass uns die gesamten neu aufgespannten, teuren Schattennetze geklaut wurden stand es fest: Es geht nicht weiter. So kann niemand arbeiten! Viele Monate habe ich daran gearbeitet einen Gemuesegarten auf die Beine zu stellen, habe eine kleine Zucht nativer Baeume sowie einiger Zierpflanzen gehabt. Eine Arbeit die zwar urspruenglich als direkter Arbeitsplatz fuer die Obdachlosen unserer Stiftung gedacht war, im Endeffekt jedoch „lediglich“ der Kueche Obst und Gemuese lieferte, was ja indirket auch den Obdachlosen zu Gute kommt. Beklaut und wenn man es so will zum Teil zerstoert von den Obdachlosen selbst. Von Menschen, denen es so schlecht geht, dass sie nicht nachdenken, wem sie schaden. Denen es egal ist, dass sie indirket sich selbst schaden, da der Verlust auf dem Feld, welches Teil der gesamten Stifung ist, einen Mangel an Geld bedeutet, der sich auch auf das Obdachlosenhaus und somit IHRE EIGENE Unterkunft und Rettungsmoeglichkeit auswirkt. Doch was bei ihnen zaehlt sind die Drogen, die sie JETZT brauchen. Ein bisschen Bambus geklaut, beim Schrotthaendler gekauft und dirket um die Ecke von dem Verdienst etwas Marihuana erworben. Das reicht fuer den Rausch bis morgen, da braucht man auch kein Obdachlosenheim, da kann man ruhig auf der Strasse schlafen. Der Hunger ist dann auch nicht mehr so wichtig...


Ohne Schattennetzte verbrennen die Pflanzen in der Sonne. Abgesehen davon, wer glaub noch daran, an diesem Ort etwas aufzubauen ohne das man Gefahr laeuft, beklaut zu werden. Das Vivero wie es war an diesem Ort ist zu Ende. Die darauffolgende Tage, waehrend immer mehr Sachen verschwanden, klaerte ich mit den Verantwortlichen ab, dass kein Geld und keine Energie mehr in dieses Feld an diesem Ort gesteckt wird. Es ist es einfach nicht wert. Jetzt heisst es einpacken, alle „Wertgegenstaende“ abmontieren, an einem sicheren Ort lagern, hoffen, dass die restlichen Pflanzen nicht verbrennen und darauf warten, dass sich ein neues am besten teils bewohntes Grundstueck finden laesst, wo man einen Neuanfang wagen kann. Dies wird dann Aufgabe meines Nachfolgers sein. Fuer mich ist hier Schluss.

Es ist zwar eine recht traurige Wendung und sehr frustrierend, doch irgendwo auch eine runde Sache. Gerne haette ich das Feld in einem guten, bluehenden Zustand uebergeben, doch das Schicksal wollte es anders. Vielleicht ist es gut, die Erfahrung gemacht zu haben, dass man sich sorgsam um die Lage eines Grundstueckes fuer solch ein Projekt kuemmern muss, bevor man Geld und Arbeit investiert.

Ich jedenfalls bin etwas enttaeuscht von diesem Ende, vor allem aber muede. Fuer mich geht meine Zeit hier bald zu Ende. Ich blicke auf ein Jahr zurueck in dem ich so hart und kontinuierlich koerperlich gearbeitet habe wie noch nie zuvor in meinem Leben. Mit wenig Geld, einfachsten Mitteln und viel Anstrengung konnte ich aus einem leeren, jedoch durch meinen Vorgaenger schon gut preparierten Grundstueck einen gruen bewachsenen, bluehenden Pflanzgarten machen in dem mich jeden morgen ein Familie gelber Kanarienvoegel sowie ein zutrauliches Kolibiri-Paerchen begruesst haben.


Ich schaetze die Menschen, die sich sozial engagieren und mit solchen Enttaeuschungen zu kaempfen haben verursacht durch die Menschen, denen sie helfen wollen und dennoch immer weiter machen. Ich bin erschoepft und ziemlich froh nach diesem Jahr die Arbeit an jemanden abgeben zu koennen und hoffe sehr, das mit neuer, frischer Energie das Projekt in die richtige Richtung am richtigen Ort vorangetrieben werden kann.

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