Montag, 31. August 2009

Tag 3: 27.08.2009 (Donnerstag) "Ich glaube es geht los!!"

Heute wurden Tomke und ich gegen halb zwei von Alberto abgeholt. Er wurde aus Girardot geschickt. Alberto war sehr sympatisch und wir konnten uns mit ihm (unter Wortbruch leidend mit Woerterbuch in der Hand) etwas unterhalten. Wir fuhren durch das veramrmte Suedbogota und aus der Stadt hinaus. Auf einer kurwigen Bergstrasse ging es durch die Anden in das Tal des Rio Magdalena an dem Girardot liegt. Egal wir eng oder kurwig eine Strasse ist, es wird permanent ueberholt. Wenn dann mal Gegenverkehr kommt wird wild gehupt und ausgewichen. Nach etwa 3,5 Stunden waren wir in Girardot und fuhren durch das engste und wuseligste Stadtzentrum, dass ich je gesehen hab. Es ist schwer dies zu beschreiben. Ich werde versuchen Fotos hochzuladen. Ach ja, was ich fast vergessen hatte: Die Temperatur hat sich waerend der Fahrt etwas veraendert. Statt 18 Grad in Bogota waren es hier 38 Grad...unsere Fuesse dampften. Im Afs-Buero (Privathaus) empfing uns ein sehr freundliches altes Ehepaar. Nach einer Weile fuhren wir zu der besagten „Cocktail-Party“, die sich als riesige Benefizveranstaltung der „Fundacion Vida Nueva“, die Organisation fuer die ich arbeiten werde, herausstellte. Von Polizei und Wachleuten abgeriegelt, mit Begruessungskommittee und Abendgaderobe - und wir in Jeans und Shirt, von der Hitze geplaettet und voellig ueberrumpelt. Es wurden uns alle moeglichen Leute vorgestellt, vor allem als meine Gastmutter Tereza eintraf und mich herzlich begruesste stellte sie mir viele ihrer Freundinnen vor, mit denen ich dann auch an einem Tisch sass. Alle schienen sich fuer die „neuen Deutschen“ zu interessieren. Es wurden viele Reden gehalten und Suppe serviert. Dann war die Veranstaltung auch zu Ende. Ich fand die ganze Sache etwas merkwuerdig, da sich die Oberschicht Girardots mit Schmuck und Abendkleid von hohem Zaun und Polizei abgeriegelt trifft und es um die groesste und wichtigste soziale Einrichtung der ganzen Stadt geht, die fuer ein Ende der Armut kaempft... irgendwo absurd.Im Anschluss wurde in einem Restaurant gegessen und unser „Bienvenido“ gefeiert. Ausser das ich mich von Zeit zu Zeit aufgrund der Sprachbarriere etwas unbeholfen fuehlte war es eine angenehme Athmosphaere. Meine Gastfamilie ist sehr herzlich. Sie besteht aus einer 70 Jahre alten Mutter von 5 Kindern. Juengstes Kind und einziger Sohn lebt mit 30 noch zu Hause. Gemeinsam betreiben sie eine Rinderzucht die ordentlich Geld einbringen muss. Wir wohnen in einem wohlhabenden Viertel und die Familie leistet sich neben einem dicken Auto eine Hausangestellte. Diese wurde mir folgendermassen vorgestellt: „Das ist Ambaro. Sie waescht, kocht und putzt hier.“ Es ist sehr gewoehnungsbeduerftig sich von jemandem bedienen zu lassen, vor allem mitzuerleben, wie sie alles fuer Tereza und Felipe macht und definitiv als Mensch einer niederen Klasse angesehen wird. Sie geht beispielsweise ans Telephon, bringt Sachen auf Befehl und isst alleine in der Kueche nachdem wir gegessen haben und bevor sie abwaescht. Ich weis, das ich an dieser Situation nicht viel aendern kann. Ich versuche das Beste draus zu mache, zu helfen in dem Masse, wie ich darf, ihre Kochkunst zu schaetzen und ihre Arbeit zu respektieren. Ausserdem bin ich freunlich zu ihr und habe viele Fragen an sie. Felipe scheint nicht sehr hart im Rinderbusiness mitzuarbeiten. Er liegt meist tagsueber fernsehend im Bett, faehrt rauchend mit dem Jeep durch die Stadt oder trifft sich mit seinen Freunden am Wochenende in Bars waehrend seine Mutter (so glaube ich zumindest) eine sehr tuechtige Geschaftsfrau und demnach acuh viel unterwegs ist. Trotzdem ist mein Gastbruder sehr nett und kuemmert sich um mein Wohlergehen. Auch Tereza kuemmert sich um mich. Sie hat mir ein Fahrrad besorgt (inkl. Helm und Trillerpfeife, falls jemand das Rad klauen will:P) und unterhaelt sich sehr geduldig mit mir.

(Das Bild zeigt Tomke, unseren lustigen Fahrer und mich vor einem abgelegenen "Restaurant" auf dem Weg von Bogota nach Girardot)

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