Montag, 26. Oktober 2009

Festival de Turismo

Am „Wochenende" fand das "Festival de Tourismo" statt von Mittwoch bis einschliesslich Montag. Montag war Feiertag. Viele Feiertage, die unter der Woche sind (ausser bei Weihnachten und Ostern und so) werden immer auf den naechsten Montag gelegt, sodass es ein langes Wochende gibt. Das heisst dann "Puente". Ein Teil des Festivals ist die Wahl zur "Reina del Turismo", so eine Art Miss-Wahl. Was ich von den Festivitaeten mitbekommen habe war ein (ziemlich spiessiges) Fruehstueck im Freien mit den "Koeniginnen". Wir sassen also an Tischen auf so einem riesigen edlen Freibadgelaende unter Palmen. Die Koeniginnen kamen eingelaufen, wir haben alle gefruehstueckt, danach sind die Koeniginnen wie bei einer Misswahl/Modenschau nochmal schaugelaufen und haben kuenstlich in die Kameras gelaechelt, danach war das ganze zu Ende. Nicht sehr spektakulaer, es waren auch hauptsaechlich aeltere Leute dort. Meine Mutter hatte mir das Ticket besorgt und es war gleichzeitig auch eine Wohltaetigkeitsveranstaltung.
Am Freitag hatte ich mit einem Wachmann, der neben dem Feld arbeitet und mit dem ich ins Gespraech gekommen war, verabredet um etwas zu trinken. Wir trafen uns auf dem Platz im Stadtzentrum au dem der Grossteil der Veranstaltungen stattfand. Es stand Folkore auf dem Programm. Die Kolumbianer, auch die juengeren sind total begeistert von traditionellen kolumbinaischen Taenze und Musik, die bei uns als „Schlager", „Schnulze" und „Evergreen" abgestempelt wird. Es war aber trotzdem interessant und schoen anzusehen. Es waren unheimlich viele Menschen auf dem Platz. Wir tranken Bier und probierten alle moeglichen Arten von „Comido Rapido" Fastfood. Ueberall wurden Fleischspiesse, gegrillte Maiskolben, frisch gemachte Chips, Wuerstchen, Empanadas (mit Reis-Fleisch-Gemuese gefuellte Maistaschen, fritiert), Eis, Fruchtsaefte und andere Suessigkeiten verkauft. Permanent wird einem gekuehltes Bier und Wasser von privaten Haendlern angeboten die einfach darauf angewiesen sind jede Luecke fuer einen Zusatzverdienst ausnutzen. Spaeter am Abend spielte dann noch eine Band und es gab Feuerwerk. Jedoch „typisch" kolumbianisch nicht alles auf einmal sondern ueber 1 oder 2 Stunden verstreut, sodass das Programm auf der Buehne immer mal wieder unterbrochen werden musste. Auch wurde nichts abgesperrt, die Leute die um den Abschussplatz standen schaetzen schon selber ein, wie weit sie wegstehen mussten. Der eine oder andere Fehlzuender der sich in einer lauten Explosion mit viel Rauch ausserte brachte die Leute schon dazu genuegend Abstand einzuhalten – im eigenene Interesse.
Am Samstag sollte eine grosse „Cabalgata" stattfinden, also eine Art Festumzug bestehend aus Reitern. Etwa 3 Stunden spaeter als erwartet kam dieser Festumzug an unserem Haus vorbei. Ich hatte Mittags geschlafen, wurde dann von Amparo geweckt, schmiss mir irgendetwas ueber, schluepfte in die Schuhe und lief raus. Draussen reiteten unzaehlige Reiter in festlicher Reitergarderobe (Sombrero, Hemd, Poncho, Reiterstiefel, weite Reiterhose,etc.) vorbei, die meisten mit Dosenbier oder gleich mit einer Flasche Rum oder Aguardiente in der Hand, teilweise versteckt in einer diskreten Ledertasche. Es war ein lustiger Anblick. Es wurde Musik gespielt. Mein Bruder und Freunde von ihm nahmen auch an dem Umzug teil. Fuer die Pferde muss der 3-4 stuendige Umzug durch die Stadt in der prallen Mittagssonne sehr anstrengend sein. Immer wieder konnte man beobachten, dass ein Pferd einfach keine Lust mehr hatte/nicht mehr konnte. In dem Fall wurde geduldig auf das Pferd eingeredet, gestreichelt, mit Wasser abgespritzt und mit etwas Dosenbier getraenkt...dann gings weiter. Am Abend habe ich erfahren, dass sogar ein Pferd vor Ueberanstrengung gestorben ist. Auch fuer die Reiter war es nicht unbedingt ein zuckerschlecken. Mein Bruder und seine Freunde klagten am Abend sehr ueber Unterleibsschmerzen:)
Hinter der Reiterschaft foglte eine lange Kette von alten, zu den Seiten offenen Bussen, die gefuellt waren von Touristen. Es war eine Moeglichkeit am Umzug ohne Pferd teilzunehmen. Die Leute sassen auf den Daechern und in den langsam hinter den Pferden fahrenden Bussen und feierten wild. Es war wie Carnelval. Es wurde Alkohol getrunken, getanzt, mit Wasser und Spruehschaum gespritzt. Es war eine permanente Schlacht innerhalb der Busse, zwischen den Bussen untereinander und auch mit den Zuschauern am Strassenrand die sich ebenfalls mit Wasserbehaeltern vorbereitet hatten. Ich kann darueber so detailliert berichten, da naemlich, als dieser Zug vorbei fuhr eine Frau, die auch auf dem Feld arbeitet zu mir kam und mich mit in ihren Bus zog, somit war ich (total ueberrumpelt, so wie ich grade war, direkt nach dem Mittagsschlag mitten im Getuemmel ) dabei. Es war eine lustige Fahrt. Irgendwann fragte mich jemand, ob ich denn wuesste wie ich wieder nach Hause komme. Mir kam die Frage irgendwie unsympatisch vor und ich log das ich das natuerlich wuesste, da ich immer mit dem Fahrrad unterwegs sei. Je laenger wir fuhren, desto unbekannter wurde mir die Gegend jedoch. Es waren Teile des Stadtrandes, die ich wirklich noch nie zuvor gesehen hatte. Der Festzug endete dann irgendwo... Busse Pferde und Motorrader mit lautem Gehupe mischten sich und verteilten sich in alle Richtungen. Ich nahm ein Taxi und fuhr nach diesem kleinen ungeplanten aber doch spassigen Ausflug nach Hause.
Ich schaute nocheinmal bei dem Feld vorbei und machte mich dann auf den Weg zu der „Chefin" des Projektes, die mich zum BBQ eingeladen hatte. Danach, sehr gesaettigt (ich musste alles probieren, es war aber alles auch sehr koestlich) ging ich mit Felipe und ein paar seiner Freunden in eine Bar in der wir den Rest des Abends verbrachten.
Den Sonntag (ich hatte offiziell FREI) genoss ich sehr auf entspannende Art und Weise bis ich mit Tomke ins Zentrum fuhr. Cesar studiert „Internationale Kueche" und hatte uns zu einer Art Kochveranstaltung eingeladen. Wir assen also verschiedene kolumbianische Speisen, tranken Fruchtcocktails und Cafespezialitaeten. Das Ende unseres Heimweges ist ja bekannt...

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