Montag, 26. Oktober 2009

Klischee-Kolumbien

Am letzten Wochenende habe ich den Bruder von der Freundin meines Gastbruders kennengelernt. Er arbeitet fuer das Militaer in Kolumbien und hatte grade Urlaub. Seine Arbeit ist genau das, wofuer Kolumbien „bekannt-beruechtigt" ist und was viele Menschen sich unter Kolumbien vorstellen. Er ist Kommandant einer von vielen kleinen Einsatzgruppen die im Urwald zur Bekaempfung der Geruilla eingesetzt werden. Sein Einsatzgebiet liegt nahe der Venezualischen Grenze. 4-5 Monate am Stueck ist er mit seiner 15 koepfigen Gruppe von Wehrdienstleistenden (!) im Urwald unterwegs um Guerilla-Truppen, Koka-Felder und als Farmen verdeckte Chemie-Labors aufzuspueren. Schwer bewaffnet, in Tarnklamotten tragen die Soldaten alles was sie benoetigen in ihrem Rucksack, inklusive Haengematte. Nachts sind sie im Einsatz und streifen durch die Waelder. Am Tag werden die Haengematten aufgespannt und es wird ausgeruht, jedoch mit geladener Waffe, staendig auf der Hut. Nachschub an Nahrungsmitteln, Material gibt es alle paar Wochen per Hubschrauber. Nicht selten kommt es zu gefaehrlichen Schiessereinen mit der Guerilla. Ich habe Videos von Einsaetzen auf seinem Handy gesehen und das Szenario erinnerte an Buergerkrieg, Haueser-und Dschungelkampf. Erst 25 ist der Bruder von Nini, doch hat er die Verantwortung ueber 15 junge Wehrdienstleistende. Erst kuerzlich ist einer von seiner Gruppe waehrend einer Schiesserei ums Leben gekommen. Fuer mich schien die ganze Sache im ersten Moment sehr unrealistisch, grade deshalb weil es eigentlich nur „Vorstellungen, eigentlich Vorurteile" waren, die ich ueber die Situation in den Krisengebieten hatte. Diese Vorurteile wurden jetzt jedoch bestaetigt und es war ein komisches, sehr unangenehmes Gefuehl zu wissen, dass in vielen Gebieten Kolumbiens stets der bewaffnete Konflikt herrscht. Auch das der Bruder, der den Sonntagnachmittag mit uns in Badehose im Pool der Finca genoss in ein paar Tagen wieder im Urwald fuer sein Land und um sein Leben kaempft.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen